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Plattform Für InterReligiöse Begegnung

 

 

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Erwin Neumann

 

 

INTERRELIGIÖSES FRIEDENSPROJEKT - ÖSTERREICH

Für eine verstärkte Begegnung der Religionen

 

Erwin Neumann, Pfarrer der evangelischen Pfarrgemeinde Wien Gumpendorf, im November 2001

 

 

Noch ist die riesige Welle von Entsetzen und Bestürzung über die mörderischen Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington nicht verebbt. Sie wird höchstens überlagert von Bildern angreifender US-Bomber auf Afghanistan, demonstrierender islamistischer Demonstranten, endloser Flüchtlingsströme und durch Bio-Kampfstoffe bedrohter, verängstigter Amerikaner.

Dazu kommen zunehmende Spannungen zwischen den Angehörigen der islamischen und der christlichen Religion, aufgeheizt durch entsprechende Äußerungen der muslimischen Terroristen einerseits und andererseits führender westlicher Politiker, die vom Kreuzzug der Guten gegen die Bösen, vom Krieg des Lichtes gegen die Finsternis reden. Dabei hilft es wenig, wenn islamische Theologen und Geistliche sich mit glaubwürdigen Argumenten von den Terroristen distanzieren, oder christliche Kirchenführer die Militärintervention in Afghanistan kritisieren. Das schon bisher durch die christlich-islamische Geschichte belastete Verhältnis zwischen den Angehörigen der beiden Religionen hat sich durch die letzten Entwicklungen zusätzlich verschärft.

Auch in Österreich klagen Vertreter islamischer Gruppen von zunehmender Bedrohung und Diskriminierung ihrer Mitglieder. Es gibt zwar gleichzeitig viel Solidarität mit muslimischen Mitbürgern, aber das kann sich rasch ändern, wenn sich die politisch-militärische Konfliktsituation weiter zuspitzt.

 

Was uns in dieser Lage fehlt, ist ein umfassender Dialog zwischen den Religionen auf allen Ebenen. Es gibt zwar in Österreich gute Kontakte auf der Leitungsebene und im Bildungsbereich, aber an der Basis fehlt es überall. Das hat im Fall Islam-Christentum unter anderem den Grund, dass zum Einen die christlichen Kirchen, besonders des Westens, in eine tiefe Krise geraten sind. Verunsichert durch die zunehmende Entchristlichung weiter Bevölkerungskreise und angegriffen wegen ihrer Verflechtung in "westliche" Gesellschafts- und Machtstrukturen, ist ihnen ihr Sendungsbewusstsein abhanden gekommen.

Zum Anderen befindet sich der Islam in einer Phase der Neubelebung und zunehmender Dynamik. Er wird, wie andere Religionen auch, getragen vom Aufwind der nachkolonialistischen Befreiung und Selbstfindung der Völker in der "Dritten Welt", die ein neues Gefühl für die Werte ihrer eigenen religiösen Traditionen gewonnen haben.

Das bedeutet, dass beide Religionen zur Zeit eher mit sich selbst zu tun haben. Wenn es aber dann zu Konflikten kommt, in die sie hineingezogen werden, agieren sie oft sehr hilflos, weil sie darauf nicht genügend vorbereitet sind. Da solche Konflikte wegen des modernen Nebeneinanders verschiedener religiöser Gruppen immer weniger auszuschließen sind, ist der umfassende Dialog zwischen den Religionen auf allen Ebenen ein Gebot der Stunde.

Wir haben in unserer Pfarrgemeinde begonnen Interessenten zu sammeln, die mit uns bereit sind, die vorhandenen Ansätze eines interreligiösen Dialogs aufzunehmen, zu vernetzen und besonders in Richtung Basis zu verbreitern. Dabei geht es zunächst darum, einander besser kennenzulernen, Vorurteile abzubauen, Respekt füreinander zu entwickeln und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, ohne dabei das Trennende zu verdrängen. Darüber hinaus wollen wir füreinander eintreten, bedrohte religiöse Gruppen unterstützen und gegen ihre Diskriminierung öffentlich aufzutreten.

Wir, laden alle Interessierten ein, sich bei uns zu melden und da mitzumachen.

 

 

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